Ist Kunst noch Kunst, wenn sie politisch ist? Das Museumsquartier Osnabrück fordert in seiner Jubiläumsausstellung zum Mitdenken und Mithandeln auf.
Aufforderung, eine Haltung einzunehmen: Nasan Turs „Backpacks“ kann man ausleihen und mitnehmen Foto: Bettina Meckel Fotodesign, MQ 4
Ist der Schreibstift eine stärkere Waffe als die Pistole, der Künstlerpinsel mächtiger als das Sturmgewehr? Viel Hoffnung macht uns Perjovschi nicht. Obwohl: Am Kopfende des Gangs, über dem zermarterten Beton der „Resilience of the 20%“ von Cassils, einem Verweis auf die Gewalt gegen trans Menschen und Gender-Nonkonforme, schreibt er: „Felix is alive!“
Osnabrücks Kultusdezernent Wolfgang Beckermann wird sehr deutlich, wenn er beschreibt, gegen was Haus und Schau antreten: gegen das „Wiedererstarken des Rechtsextremismus“, gegen Intoleranz und Ausgrenzung. „Wir sind mit einer politischen Gemengelage konfrontiert, die ich mir vor wenigen Jahren nicht hätte vorstellen können“, sagt er kämpferisch, emotional.
Auch Ai Weiweis legendäre „Illumination“ ist stark. Das Handy-Selfie zeigt ihn in einem Aufzug, wie er von der Polizei zu einer Anhörung abgeholt wird – anschließend wurde Ai Weiwei brutal misshandelt. Mitunter überspannen diese Brücken mehrere Ausstellungskapitel. Sie zu entdecken, kostet Arbeit, Konzentration. Aber sie sind produktiv. Nussbaums Gemälde „Der Flüchtling“ etwa, das eine Weltkugel zeigt, und einen Verzweifelten dem jeder Weg versperrt bleibt, ist von Perjovschis Weltkugel weit entfernt, um die zwei Revolver geschnallt sind. Aber der Brückenschlag gelingt.
Die Ausstellung hat Schärfe. So muss es sein, denn sie ist ein flammender Kommentar zu Populismus und Ignoranz, zu geistiger Brandstiftung und zur zunehmenden Kulturlosigkeit unserer Tage. Staatsministerin Claudia Roth hat das in ihrer Vernissagen-Rede bewegt und bewegend unterstrichen: Ihre kraftvolle, sehr persönliche Kampfansage an die Feinde der Demokratie fand auch bei denen, die sie im Museum nur per Onlineübertragung hören konnten, lang anhaltenden Beifall.
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