In seinem Film „Jeder schreibt für sich allein“ nähert sich Dominik Graf Künstlern, die in Nazi-Deutschland geblieben sind. Im Gespräch wehrt er sich gegen Cancel-Bestrebungen und fordert, Ambivalenzen der Vergangenheit auszuhalten.
Dominik Graf mit Anatol Regnier, Autor der Buchvorlage von „Jeder stirbt für sich allein“.Am besten, man schaut sich diesen Film nachmittags an, dann hat man danach noch genug Zeit, miteinander zu diskutieren. „Jeder schreibt für sich allein“ heißt die Produktion, die Fragen berührt, bei deren Beantwortung es immer wieder zu Debatten kommt.
Immer wieder stellt Graf die Frage, wie diese Künstler zu beurteilen sind. „Wir wissen, es waren nur zwölf Jahre, aber für sie wirkte die Zukunft im Dritten Reich zunächst unendlich“, sagt er. Man könne ihre Arrangements kritisieren: „Manches ist unter dem Druck der Zeit nachvollziehbar, tragisch, anderes schrecklich und gewissenlos. Dennoch: Ars longa - vita brevis.
Wenn sich eine neue Generation gegen ein Werk entscheidet, kann das dazu führen, dass es nicht mehr gelesen wird.Dann hat sich diese Generation eben dagegen entschieden. Kunst verschwindet unter schlechten Bedingungen und kommt wieder. Die Frage wäre, was die Generation dann stattdessen liest, hört, sich anschaut.“zur Sprache. Eine Initiative machte sich für eine Umbenennung stark. Der Vorwurf: Kästner habe Deutschland während der NS-Zeit nicht verlassen.
„Jeder schreibt für sich allein“ greift aus bis in die 1970er Jahre. Graf arbeitet sich vor bis zu Bernward Vesper, Sohn des völkischen Dichters Will Vesper, zeitweiliger Lebensgefährte von Gudrun Ensslin und Autor des Generationenbuchs „Die Reise“. Jemand erzählt, dass Bernward Vesper immer Efeu von einem Baum schnitt, weil er dachte, es ersticke den Baum. Der Virus lebt, und die Infektion durch ihn streut weiter, heißt es.
Er hat den Geist der Vorlage in ein eigenes Kunstwerk übertragen. Bei Anatol Regnier steht gleich zu Beginn dieser Satz: „Des Lernens ist kein Ende und das Verstehen ein langer Prozess.“
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