Menschen ohne Krankenversicherung werden nur im Notfall versorgt. Obdachlose EU-Bürger wie Matei Baicu erleben ein krank machendes System.
Deutsches Gesundheitssystem:Schlecht behandelt In einem fast leeren Wartezimmer, zwischen einem Schaukelpferd und einem Ständer mit Broschüren, sitzt Matei Baicu auf einem Stuhl. Von einer Erkältung Anfang Dezember hat er sich gut erholt. Das ist für jemanden wie Baicu nicht selbstverständlich – denn ein normaler Arztbesuch kam für den 30-jährigen Rumänen nicht in Frage.
Versicherung ist PflichtDas Schutzprinzip In Deutschland gibt es seit 2009 eine gesetzliche Versicherungspflicht – entweder in einer gesetzlichen oder in einer privaten Krankenversicherung. Bei Arbeitslosigkeit übernimmt das Jobcenter die Beiträge.
Alle vier Jahre erhebt das Statistische Bundesamt den Versichertenstatus, doch die Statistik hat ein großes Dunkelfeld. 2019 zählte das Amt 65.000 Menschen ohne Krankenversicherung. Der Verein Ärzte der Welt geht aber eher von mehreren Hunderttausend Menschen ohne Krankenversicherung aus. Viele der Betroffenen werden durch reguläre Statistiken nur schlecht erfasst. Sie haben keine gesicherten Aufenthaltstitel oder sind, wie geschätzt 262.
Noch deutlich prekärer ist die Lage für Menschen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus. In einem Report 2018 äußerten sich die Vereinten Nationen besorgt mit Blick auf ausländische Staatsangehörige in Deutschland: Nehmen Menschen ohne Aufenthaltstitel medizinische Hilfe in Anspruch, müssen sie fürchten, abgeschoben zu werden.
Bei open.med behandelten die Ärzt*innen Matei Baicu auch ohne Krankenversicherung. In der Praxis und im Bus bietet der Verein eine basismedizinische Versorgung. Für aufwendigere Untersuchungen schicken sie Patient*innen zu Fachärzt*innen, die ehrenamtlich für den Verein arbeiten. Open.med hat sich über die Jahre ein Netzwerk in München aufgebaut.
Ohne die Hilfe des Anonymen Krankenscheins in Thüringen wäre Lutz Dielenberg vielleicht jetzt tot. Der Blick aus den Fenstern des katholischen Krankenhauses im Süden von Erfurt führt hinaus auf schneebedeckte Hügel. Lutz Dielenberg ist nicht sein echter Name, auch er möchte anonym bleiben. In einem Zweibettzimmer am Ende des Gangs liegt Dielenberg, das linke Bein ausgestreckt. „Alles kaputt, was kaputt zu machen geht: Schienbein, Wadenbein, Sprunggelenk“, sagt er.
Seine Situation, sagt Dielenberg geradeheraus, sei selbst verschuldet. Vor etwa 20 Jahren besuchte er das letzte Mal eine Behörde. Seitdem ist er abgetaucht. Er bezog keine Sozialleistungen mehr und war seitdem nicht mehr versichert. Sein Personalausweis ist schon lange abgelaufen. Dann sei er aber immer wieder krank geworden, schließlich landete er beim Jobcenter. Immer wieder hätte das Arbeitsamt ihm unpassende Jobangebote geschickt. Dann kam Hartz IV. „Die wollten alles von einem haben. Fehlte nur noch eine Stuhlprobe“, sagt er. Dielenberg hatte die Schnauze voll. Also ging er zu keinem Amt mehr. Er wohnt bis heute bei seiner Lebensgefährtin. Die Angst vor Ämtern blieb.
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