Es sei kein Trend zu gewaltbereiteren Kindern erkennbar. Doch Experten sehen mangelnde Empathie als eine Ursache. Kinder lebten zunehmend in Sekundärwelten, die Erwachsenen verborgen blieben.
An einer Mauer vor dem Kinder- und Jugendhilfezentrum, in dem eine Zehnjährige tot aufgefunden wurde, liegen Blumen, Kuscheltiere und Kerzen .Ein elfjähriger Junge im bayrischen Wunsiedel tötet ein zehnjähriges Mädchen, zwei halbwüchsige Mädchen bringen im nordrhein-westfälischen Freudenberg im März dieses Jahres eine gleichaltrige Mitschülerin um: Fälle wie diese erregen hohe Aufmerksamkeit und erschüttern Erwachsene wie Kinder sehr.
Sozialpädagoge Hans Scholten sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur am Mittwoch, grundsätzlich sehe er keinen gesellschaftlichen Trend zu mehr extremer Gewalt bei Kindern. „Ich schließe mich hier der Meinung der meisten Fachleute an, dass es sich bei solchen Handlungen um Einzelfälle handelt“, erklärte der ehemalige Geschäftsführer des Dortmunder Jugendhilfezentrums Raphaelhaus.
Zudem seien frühere Raufereien auf dem Schulhof durch psychische Gewalt und Mobbing in den sozialen Medien ersetzt worden. „So etwas ist schwerer in den Griff zu bekommen, weil es subtiler und verletzender ist“, sagte Scholten. Zudem bekämen Erwachsene davon nicht so ohne Weiteres etwas mit und könnten nicht intervenieren. „Es spielt sich im Geheimen unterhalb der Sichtbarkeit von Erwachsenen ab.
Ähnlich sieht es auch Rechtspsychologe Dietmar Heubrock. Er sagte im März nach der Tat in Freudenberg im Interview der „Welt“, dass sich unter Kindern und Jugendlichen der Umgang mit Gewalt ändere. Die Tötung einer Zwölfjährigen durch zwei minderjährige Mädchen sei „zwar ein schlimmer Einzelfall“, zeige jedoch „nur die Spitze des Eisbergs von Jugendlichen und Kindern, die ohne jede Empathie andere Menschen verletzen und quälen“.
In Gruppen werde mitunter gegen Mitschülerinnen und Mitschüler gehetzt, so der Experte weiter: „Teils mit sehr gewaltsamen Fantasien und Todesdrohungen, die bei den Opfern eine Todesangst auslösen können. Das nimmt zu, und hier tun sich zunehmend Mädchen hervor.
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