In ihrem neuen Buch „Gefährlicher Glaube“ warnen Pia Lamberty und Katharina Nocun vor der „radikalen Gedankenwelt der Esoterik“. Wir haben mit kattascha über spirituelle Geldmacherei, esoterische Influencer:innen und braune Traditionslinien gesprochen.
beschreibt ihr, wie esoterische Gruppierungen das Internet von Beginn an für ihre Zwecke genutzt haben. Ist es nicht merkwürdig, dass Esoteriker:innen keinen Widerspruch darin sehen, spirituelle Rückbesinnung auf die Natur in einer datengetriebenen Platinenwelt zu betreiben? Digitalisierung geht bekanntlich mit Strahlung einher – Wlan, 5G und vieles mehr. Wie passt das zusammen?Ja, das fragt man sich oft, wenn man sich näher mit dem Markt für Esoterik beschäftigt.
Die Unterschiede sind gar nicht so groß. Wie in der normalen Influencer-Szene kooperieren auch Esoteriker:innen miteinander, sie verlinken auf ihre Profile oder veranstalten gemeinsam Gesprächsformate. Und sie betreiben Schleichwerbung und führen ihren Follower:innen Produkte vor. Dabei verlinken sie auch externe Online-Shops, wo man dann zum Beispiel Ringe mit magischen Symbolen oder ähnliches bestellen kann. Die Methoden gleichen also denen der normalen Influencerszene.
Denn vielleicht geht man das erste Mal noch aus Jux zu einer Kartenlegerin. Spätestens aber wenn man sie befragt, weil man eine persönliche Krise hat oder wissen will, ob man bestimmte Aktien kaufen soll, ist es zu spät. Deshalb würde ich auch niemandem irgendeine Form der Esoterik empfehlen, weil der Grat zwischen vermeintlich „sanfter“ und gefährlicher Esoterik nur allzu schmal ist.
Eine weitere Schnittstelle zu den verschwörungsideologischen Corona-Protesten bildet die sogenannte braune Esoterik, in der auch antisemitische Verschwörungsmythen eine Rolle spielen. Einige braune Esoteriker:innen verunglimpfen zum Beispiel wissenschaftlich fundierte Medizin als „verjudet“ und damit als bösartig. Auch negative Aspekte von Fortschritt und Moderne werden jüdisch codiert und als bedrohlich aufgefasst.