Bei seiner Bierzeltrede macht Friedrich Merz nicht nur den Berliner Stadtteil Kreuzberg schlecht – der CDU-Chef offenbarte auch sein beschränktes, ausgrenzendes Bild dieses Landes. Wer so denkt, darf nicht Kanzler werden.
Nun ist vielfach angemerkt worden, dass Merz einen bewohnten Stadtteil mit einer nur für Stunden durchzuhaltenden Vergnügungsorgie vergleicht, seine These also schon deshalb sinnlos sei. Aber der-Chef wollte ja eine politische Botschaft zum Ausdruck bringen. Die ist nur auf den ersten Blick kryptisch. Denn Merz spricht in Codes. Er setzt darauf, dass Freunde und Gegner diese Codes schon richtig verstehen werden.
Er will Kreuzberg abwerten. Womöglich bezieht er sich auf die Tatsache, dass in Kreuzberg mehr Bewohnerinnen und Bewohner mit Migrationshintergrund leben als bei ihm im Bierzelt sitzen. Er könnte darauf anspielen, dass der Anteil von Muslimen in Kreuzberg höher ist als auf dem Volksfest. Vielleicht wollte er andeuten, dass es im Kiez mehr Kriminalität, größere soziale Spannungen, schlimmere Drogenprobleme gibt.
Merz sagt es nicht genau, er überlässt seinen Zuhörern die Interpretation und gedankliche Weiterführung. Damit bedient er nicht nur ein, sondern alle denkbaren Ressentiments seiner Zuhörerschaft. Egal, was der oder die Einzelne sich ausmalt: Er soll sich sicher sein, dass Merz genau so denkt.Diese populistische Ausdrucksweise mag man für volkstümlich oder abstoßend halten.
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