Oft gilt Dänemarks strikte Migrationspolitik als Vorbild für SPD-Erfolge. In Österreich überzeugt dagegen der Arbeiter Andi Babler mit linkem Profil – manche in der SPD wünschen sich mehr davon.
Andreas Babler muss seine Rede an diesem Abend zweimal halten. Einmal drinnen im knallvollen Ottakringer Gürtelbogen, einem Wiener Treffpunkt seiner Partei, der SPÖ. Dann muss der Sozialdemokrat raus in den Regen, dasselbe nochmal. In dem Lokal hatten nicht alle Besucher Platz gefunden.
Seine persönlichen Umfragewerte dagegen sind stark, keinem Politiker vertrauen die Österreicher zurzeit mehr; und Babler ist keiner, der das verstecken mag: „Wir sind 30 Jahre lang immer schwächer geworden, jetzt erwacht die Sozialdemokratie wieder zum Leben“, sagt er. „Das frische Lüfterl hat sich zu einem frischen Erscheinungsbild der gesamten Partei gedreht.“ Die etablierten Strukturen der SPÖ, 1889 gegründet, will er um „neue Bewegungsstrukturen“ erweitern.
Dann sagt er so einen typischen Babler-Satz, geradeaus, aber mit Gefühl: „Ist doch wunderschön, wenn jemand für die Sozialdemokratie steht, der aus einer klassischen Arbeiterfamilie kommt, oder nicht?“ Viele Politiker hätten in ihrem Leben „kaum etwas mit Menschen zu tun“ gehabt. „Daher kommt auch oft diese fehlende Empathie in der Politik und die Entfremdung von der Bevölkerung“, glaubt der SPÖ-Chef.
„Weil ich immer nach einem Weg suche, wie man die Bedingungen verbessern kann.“ Das wolle er bald auch in der Bundesregierung tun. „Das beschäftigt mich nicht, ob etwas links ist oder populistisch.“Während der sozialdemokratische Bundeskanzler Olaf Scholz als Bewahrer des Status quo auftritt, erzählt sein österreichischer Genosse die Geschichte von einer gerechteren Welt.
„Wenn es nach Umfragen ginge, würde ich hier gar nicht sitzen als Parteivorsitzender – und trotzdem ist es so“, antwortet er. Noch kann er lachen über einiges, was er da jetzt über sich liest. Aber der Höllenritt Wahlkampf, er beginnt erst – seine Visionen werden auf Herz und Haushaltstauglichkeit getestet werden, der österreichische Boulevard gilt als unerbittlich.
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