Politologin über russischen Machtkampf: Putins Kommandeurswechsel zeigt, dass er vom Militär nichts versteht
Scharfmachern und Militärbloggern gescholtene Generalstabschef Waleri Gerassimow Fortschritte im Angriffskrieg zur Besetzung ukrainischer Gebiete bringen. Dazu setzte Putin den 67-Jährigen nun demonstrativ dem von Hardlinern geschätzten Kommandeur Sergej Surowikin vor die Nase. Die Entscheidung dürfte vor allem auch den Machtkampf in den russischen Truppen verschärfen.
Surowikin gilt seit langem als Favorit der selbst ernannten rigorosen Kräfte in Putins Krieg - allen voran Jewgeni Prigoschin, Chef der paramilitärischen Organisation Wagner, und Ramsan Kadyrow, der als Oberhaupt der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus eigene Truppen befehligt. Die beiden hatten immer wieder die Militärführung kritisiert.
Teils traf die Kritik der Wagner-Leute auch Gerassimow persönlich, direkt und in aller Öffentlichkeit. In ihrem Streben nach Einfluss warfen sie Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu vor, verantwortlich zu sein für Fehler während des Feldzugs, für fehlende Munition, Versorgung und Ausrüstung der Soldaten.
Putin setzte zudem den von Tschetscheniens Machthaber Kadyrow als „Versager„ brüskierten General Alexander Lapin als Chef der russischen Bodentruppen ein, was ebenfalls als Stärkung des Militärs im Kampf um Einfluss gilt. Kommentatoren meinten aber, es handele sich weniger um eine Beförderung Lapins als vielmehr um einen Versuch, Scharfmacher wie Kadyrow und Prigoschin auf die Plätze zu verweisen.
Für Prigoschins Wagner-Truppe wäre die Einnahme Soledars, wo nach Angaben beider Seite besonders viele Soldaten sterben, ein Triumph. Aber die ukrainische Führung gibt die Stadt bisher nicht auf.
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