Immer mehr Menschen erkranken an Demenz. Gerade im frühen Stadium wollen Betroffene noch an der Gesellschaft teilhaben. Wie kann das gelingen?
Hohlräume und die weißen Regionen weiten sich bei Menschen mit Alzheimer aus: das Gehirn schrumpft Foto: Science Photo Library/ZEPHYR/getty imagesSabine Seifert Aus berlin, köln, 29.5.2023, 14:01 Uhr
„Uns gibt es eben auch“, sagt Hilde, 82, Menschen, die am Anfang ihrer Erkrankung stehen und aktiv an der Gesellschaft teilhaben wollen. Die sechs Menschen im Raum haben zugestimmt, dass eine Journalistin zuhört. Ihre echten Namen wollen sie nicht preisgeben, auch wenn sie für mehr Sichtbarkeit und soziale Teilhabe der Menschen mit Demenz sind. Sie duzen sich, ihre Vornamen sind geändert. Dreimal hat die taz an ihren Treffen teilgenommen.
„Es geht lange, dass man nur selbst merkt, dass etwas nicht stimmt“, sagt Hilde, 82, bei einem Treffen in einem Berliner Café. Die pensionierte Ärztin ist groß, fit, schlank. Die rote Lesebrille hebt sich markant von den kurz geschnittenen, dichten, weißen Haaren ab. 2008 bemerkte sie das erste Mal, dass ihr Gedächtnis sie im Stich ließ. Sie ließ ein MRT machen – keine Auffälligkeiten.
Hilde liegt innerlich nicht ständig auf der Lauer. Sie besucht Museen und Konzerte, macht Fitness und Yoga. „Das Wichtige ist nicht der Sport, sondern das soziale Drumherum.“ Ihre Vormittage sind gefüllt. In der Handtasche trägt die 82-Jährige, die allein lebt, einen Zettel mit Kontaktdaten. Sie hat sich früh einen Heimplatz gesichert, der betreutes Wohnen und später Pflege bietet. „Ich informiere mich und lese Sachbücher, so gut ich sie verstehe.
Rund 20 ratsuchende Menschen kommen pro Woche neu in Peters’ Gedächtnisambulanz an der Charité, in ganz Deutschland gibt es ein Netzwerk von etwa 100 Gedächtnissprechstunden. Alzheimer ist bisher nicht heilbar. Aber es gibt einen Unterschied zwischen nicht heilbar und nicht beeinflussbar.
Eine Studie aus der Zeitschrift The Lancet von 2020 listet 12 Risikofaktoren auf, zu denen neben den Komponenten Bewegungsmangel, Blutdruck, Übergewicht auch psychosoziale Faktoren zählen wie Depression, Einsamkeit, also fehlende soziale Interaktion, und schlechtes Hören. Trotzdem müsse man sehr vorsichtig formulieren, sagt auch Jessens Kollege Oliver Peters von der Charité Berlin: „Viele Menschen, die unter Alzheimer leiden, haben nichts falsch gemacht.
Die fortschreitende Medizin und ihre Diagnostik ist seit gut zwanzig Jahren mittels Biomarkern – also mit Labordiagnostik – in der Lage, das für Alzheimer charakteristische Eiweiß Beta-Amyloid in Hirnwasser frühzeitig festzustellen. Wichtig sind auch zusätzliche Proteintypen wie zum Beispiel das Tau-Protein.
Resonare bringt Menschen mit Demenz mit Gesang zusammen. Das Projekt wird privat gefördert von der Manfred Strohscheer Stiftung und wissenschaftlich begleitet von Oliver Peters und seinem Team an der Charité. Beheimatet ist Resonare an der Komischen Oper Berlin. Anders als die Selbsthilfegruppe in Friedenau ist Resonare für Erkrankte und ihre Angehörigen konzipiert. Auch sie brauchen Erleichterung, genießen Ablenkung und Spaß.
„Ich bin glücklich“, sagt Christine Merkel, 85, hier mit ihrer Tochter in der Komischen Oper in Berlin Foto: Aurelio Schrey „Wir können hier entspannen“, sagt Helga Weber, die mit ihrem demenzkranken Partner Wolfgang Schneidt beim Resonare-Projekt mitmacht Foto: Toni Petraschk Christine Merkel, 53, sagt: „Meine Mutter gehört zu einer sehr bescheidenen, dankbaren Generation. Wir Jüngeren können von ihnen lernen. Für uns wird das im Alter härter zu ertragen sein.“
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