JusProg soll das Internet für Kinder sicherer machen und automatisch bedenkliche Websites sperren. Aber Recherchen von netzpolitik.org und dem Bayerischen Rundfunk zeigen: Die Software blockierte in Dutzenden Fällen seriöse Hilfsangebote, etwa zu Verhütung, Coming Out oder Suizid-Beratung.
Mit einem bitteren Lächeln verfolgt Manuel Hofmann das Video auf dem Laptop-Bildschirm. Wir befinden uns in einem Meetingraum der, es ist ein frostiger Wintertag in Berlin. Hofmann trägt einen grauen Pullover, darüber ein Panzerkettchen. Den Laptop haben wir mitgebracht – und wir haben Hofmann bewusst noch nicht verraten, was er nun zu sehen kriegt.
JusProg filtert lieber zu viel als zu wenig, das geht aus den Beschreibungen des gleichnamigen gemeinnützigen Vereins hinter der Software hervor. „Insgesamt versuchen wir, so viele Seiten wie möglich zu erfassen“, heißt esDer Gedanke dahinter: Wenn Kinder eine gesperrte Seite trotzdem sehen möchten, dann können sie einfach zu ihren Eltern gehen. Mit dem Elternpasswort lässt sich jede Sperre sofort aufheben.
Durch die Recherche wissen wir: Nicht jeder Zugriff auf den JusProg-Server bedeutet, dass ein Kind geschützt wurde. Es kann auch bedeuten, dass einem Kind wichtige und altersgerechte Info-Angebote vorenthalten wurden.. Gesammelt haben wir die 74 Websites in einem mehrstufigen Verfahren. Dabei haben wir versucht nachzubilden, wie sich Jugendliche auf der Suche nach Rat verhalten würden.
Equalizent habe diese Webseite geschaffen, gerade weil gehörlose Menschen allgemein wenig barrierefreie Information im Netz fänden. Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Jugendliche mit Migrationshintergrund seien eine weitere Zielgruppe, weil die Inhalte auch in einfacher Sprache verfasst sind.
Angesprochen auf die versehentlich blockierten Websites, teilt das Finanzministerium mit: Auf die Filterfunktion habe man keinen Einfluss. „Es werden vereinzelt Hinweise auf Fehlkategorisierungen des Jugendschutzfilters gemeldet“, schreibt eine Sprecherin. Diese Hinweise leite man an das bayerische Landesamt für Digitalisierung weiter. Von dort gingen sie an Vodafone.
Unsere Recherche zeigt: Diese Rechte werden vor allem dann verletzt, wenn ein Jugendschutz-Filter altersgerechte Info-Angebote zu sensiblen Themen blockiert. Immerhin wurden diese Seiten gezielt für hilfesuchende Kinder und Jugendliche ins Internet gestellt. Als Beispiel für einen Begriff, der für eine strenge Alterseinstufung spricht, nennt Schellenberg „bukkake“ – ein bekanntes Porno-Genre. Der Begriff „Sex“ spiele dagegen „eine sehr geringe Rolle, da dieses Wort auch in vielen unproblematischen Kontexten verwendet wird und wir auch nicht die britische Grafschaft Essex blockieren möchten.“
Bei ihrer Arbeit stützen sich die „Netagents“ auf Rating-Regeln, erklärt Schellenberg weiter, ein mehr als 80-seitiges PDF, das JusProg ausdrücklich nicht offenlegen möchte. Die Regeln seien „ein Teil unseres Tafelsilbers“, schreibt Schellenberg. Insgesamt hätten die „Netagents“ schon eine siebenstellige Zahl an Websites händisch geprüft, so Schellenberg weiter.
Vor diesem Hintergrund betrachtet Hofmann die Sperrungen durch den Jugendschutz-Filter JusProg. Er sagt: „Ich frage mich schon, was es auslöst, wenn ein*e queere Jugendliche*r auf die Seite meincomingout.de geht, weil er*sie zum Beispiel auf dem CSD war und dort einen Flyer in die Hand gedrückt bekommen hat, und dann kommt das große Schild.“ Das Schild mit dem Hinweis: Zugriff verboten.Beim Vorgehen gegen Pornoseiten versagt der deutsche Jugendschutz gleich mehrfach.
Der Prototyp des automatischen Blockens mit „menschlicher Schnittstelle für die Wiederherstellung“ ist doch die Demonetarisierung auf Youtube. Blocken auf Basis von Quatsch, Inkonsistenz überall, Medienunternehmen oder einfach irgendwer anderes für das gleiche nicht geblockt, Schnittstelle nicht responsiv, schlimmer noch, sie bestraft den Versuch der Korrektur .
Und wer prüft das denn dann? Sicher doch wieder dieselben armen Menschen, die es vorher schon nötig hatten, den Filter in unterbezahlter Beschäftigung zu trainieren. Sicher ein toller Job!
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