Eine Buchveröffentlichung, die sich kritisch mit Männlichkeit auseinandersetzen wollte, wurde vom Verlag gestoppt. Mitherausgeber Valentin Moritz schreibt darin aus Perspektive eines Täters von...
Eine Buchveröffentlichung, die sich kritisch mit Männlichkeit auseinandersetzen wollte, wurde vom Verlag gestoppt. Mitherausgeber Valentin Moritz schreibt darin aus Perspektive eines Täters von sexuellem Missbrauch. Sein Opfer wirft ihm Profilierung vor.
Rund um den Begriff „kritische Männlichkeit“ gibt es offenbar noch ein paar Fragezeichen. Der Gegenbegriff zur „toxischen Männlichkeit“ meint die kritische Auseinandersetzung mit traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit, wie der Pflicht kontinuierlich Stärke zu zeigen, der Schwierigkeit Gefühle auszudrücken oder der patriarchalen Gesellschaft.
Eine hehres Anliegen, das auch hinter dem im Juli im Kanon Verlag erschienenen Sammelband „Oh Boy. Männlichkeit*en heute“ stand. Dessen Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte wirft allerdings eine ganz andere Frage auf – nämlich jene, wie eine kritische Auseinandersetzung mit Täterschaft ausschauen soll.
Nach der Veröffentlichung meldete sich eine Frau öffentlich, aber anonym zu Wort: Sie sei die Frau aus dem Text und mit dessen Veröffentlichung nicht einverstanden. Mehrmalige Bitten an Moritz, seine Erfahrungen nicht literarisch zu verarbeiten und so öffentlich zu machen, seien nicht gehört worden. Sie berichtet von einem persönlichen Gespräch mit dem Autor, in dem sie ihren Standpunkt klargemacht habe.
Gerade die sehr positive Rezeption des Bandes durch den Feuilleton ermögliche es Moritz, sich als Vorbild im Umgang mit seiner Täterschaft zu positionieren, so die Kritik. Der Autor selbst kommentierte unter die Vorwürfe, er habe mit seinem Text „einen offeneren, ehrlicheren Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen und männlicher Täterschaft“ einfordern wollen.
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