Erinnerungen an einen streitbaren Sektionschef
Ich lernte ihn erstmals 1997 kennen, er war damals 34 Jahre alt, ein junger Mitarbeiter in der Strafrechtssektion, das Interview mit ihm und seinem Chef Werner Pleischl war meine erste FALTER-Titelgeschichte. "Hauen, klauen, Ofen bauen: jetzt erlaubt!" titelten wir etwas zugespitzt.
Er war ein Gegner populistischer Schreihälse, er sprach offen mit uns Journalisten, aber verriet dabei keine Geheimnisse. Immer wieder tauchte er auch auf geselligen Abendveranstaltungen auf, die ein ORF-Journalist und ein PR-Mann organisierten. Man konnte mit ihm streiten und dann wieder gut sein. Er beherrschte das taktische Foul, aber auch die Kunst der Versöhnung.
Als ich dann im FALTER eine Serie darüber schrieb, wie das Justizministerium per Weisung politisch heikle Fälle einstellte, erlebte ich Pilnacek erstmals untergriffig. Aber wir blieben im Gespräch. Wenn die Polizei Bürger misshandelte, wenn Justizwachebeamte Häftlinge vernachlässigten, dann interessierte sich Pilnacek dafür. Er forderte Berichte an, bat um Hinweise und ging der Sache oft selber nach.
Er mische sich zu oft selbst in Ermittlungen ein, er sei ein Kontrollfreak, putze Staatsanwälte zusammen und stehe abends mit jenen Freiheitlichen an der Bar, gegen die die Justiz ermittle. Im Fall Meinl kam es erstmals zum Eklat. Staatsanwälte nahmen ihn heimlich auf, das Tonband wurde nie veröffentlicht.
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